Abschied von Wolfgang Schumacher (1944-2023)

Ein großer Naturschützer ist gegangen

Ohne seinen Namen ließe sich die Naturschutzgeschichte in NRW und Deutschland nicht schreiben: Wolfgang Schumacher gehörte zu den Vätern des Vertragsnaturschutzes, eines Konzepts, das auch für viele Projekte der NRW-Stiftung bahnbrechend wirkte. Schumachers Engagement für die Stiftung, für die er sich von 1987 bis 2017 als Vorstandsmitglied, ab 2002 zudem als Vizepräsident einsetzte, war immer nah an den Menschen. Viele haben ihm bei Veranstaltungen und Exkursionen gespannt zugehört, etwa wenn er über die Eifel sprach, die seine Heimat war.

Exkursion im Rahmen des Narzissenfestes 2007.

Unterwegs auf einer Exkursion im Frühsommer 2022 am NSG Büchelsberg bei Blankenheim-Ripsdorf.

Vorangehen für den Naturschutz – Professor Dr. Wolfgang Schumacher 2012 auf Exkursion mit dem Vorstand NRW-Stiftung im Gebiet der Eifelgemeinde Dahlem.

Wolfgang Schumacher zusammen mit dem Paten des Stiftungsprojekts Jean Pütz in den Eifeler Narzissenwiesen 1999.

Unterwegs in der Sistig-Krekeler Heide.
Foto: Werner Stapelfeldt

Unterwegs in der Sistig-Krekeler Heide.

Die Leuchttürme des Naturschutzes sind in einigen Eifeltälern zwar kaum vierzig Zentimeter hoch, erstrahlen dafür aber millionenfach in lichtem Gelb – ein Blütenwunder, an dem Wolfgang Schumacher entscheidenden Anteil hatte. „Sie werden sehen, hier wachsen Narzissen“, erklärte er vor Jahrzehnten den teils ungläubigen Helfern, die standortfremde Fichten entfernen sollten, um den wilden Verwandten der sogenannten Osterglocken ihren Lebensraum zurückzugeben. Die Prophezeiung erfüllte sich bald so eindrucksvoll, dass das im Oleftal begonnene Narzissenprojekt ab 1989 auf das Perlenbach- und Fuhrtsbachtal ausgedehnt wurde, wo die NRW-Stiftung dafür große Flächen erwarb.

Wolfgang Schumacher wurde 1944 im Eifelort Antweiler geboren. Ins Berufsleben startete er als Volksschullehrer, studierte dann aber Biologie und Bodenkunde an der Uni Bonn, wo er nach Promotion und Habilitation 1985 Professor für Geobotanik und Naturschutz wurde. Er blieb es bis 2010, arbeitete zwischenzeitlich aber auch drei Jahre als Abteilungsleiter im NRW-Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die Emeritierung bremste seine Tatkraft nicht. Das wurde beispielsweise auf dem Kongress „Heimat NRW“ deutlich, den die NRW-Stiftung 2011 veranstaltete. Schumacher warb hier engagiert für die Philosophie der Stiftung, in der Natur und Kultur keine Gegensätze bilden.

Vorreiter in der Eifel

Wolfgang Schumacher war mit dem „Naturzentrum Eifel“ in Nettersheim ebenso verbunden wie etwa mit der „Stiftung Rheinische Kulturlandschaft“. Bekannt wurde er aber vor allem als Pionier des Vertragsnaturschutzes, den er Mitte der 1980er Jahre durch ein Pilotprojekt in der Eifel mitinitiierte. Die Idee: Da Artenvielfalt in Kulturlandschaften nur in Kooperation mit den Grundstückseigentümern zu erreichen ist, werden Landwirte durch Ausgleichszahlungen in die Lage versetzt, auf wertvollen Flächen extensiv zu wirtschaften. Für seine Leistungen wurde Schumacher mehrfach geehrt, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Am 23. August 2021, dem 75. Geburtstag NRWs, erhielt er außerdem den Verdienstorden des Landes. Wolfgang Schumacher starb am 29. Oktober 2023. Die NRW-Stiftung behält ihn dankbar in Erinnerung, das Mitgefühl gilt seiner Frau Rita und den Familien seiner beiden Söhne.