„Eine Herzensangelegenheit“

Hermann Doninger engagiert sich als 1. Vorsitzender beim Corveyer Hilfswerk Orgelrettung und -sicherung. Der Verein sicherte die Barockorgel des Welterbes für die Zukunft.

Mach ich’s – oder mach ich’s nicht? Hermann Doninger musste weder eine Münze werfen noch lange überlegen. Vorsitzender von CHORUS zu werden, das war für ihn Ehrensache. Schließlich trat er an der Spitze des Vereins, hinter dessen sechs Buchstaben sich das Corveyer Hilfswerk Orgelrettung und -sicherung verbirgt, in die Fußstapfen seines langjährigen Freundes. Hubertus Backhaus, der ehemalige Landrat des Kreises Höxter, war im Jahr 2012 plötzlich verstorben. „Da war es für mich eine Herzensangelegenheit, seine Nachfolge anzutreten.“

 

 

 

»Eine Mammut-Aufgabe lag vor mir.«

Eine Million Euro gesammelt

Zeit dafür war beim damals frisch gebackenen Pensionär vorhanden. Zumal er nach einem Jahr außer Dienst an seine frühere Berufskarriere als Banker anknüpfen konnte. Oder besser gesagt, musste. Dass es die Aufgabe von CHORUS war, Geld für die Sanierung der historischen Barockorgel aus dem Jahr 1681 zusammentragen, wusste Hermann Doninger zwar. Welche Summe dafür nötig war – danach erkundigte er sich allerdings erst nach seinem Amtsantritt.  „Die Antwort lautete: eine Million Euro“, blickt er zurück. „Es waren aber erst 80.000 Euro vorhanden. Da wusste ich direkt: Es liegt eine Mammut-Aufgabe vor mir.“

Hermann Doninger vom Verein CHORUS in der ehemaligen Abteikirche Corvey.

Die Orgel mit den prachtvollen Prospektpfeifen stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Wie alle Teile wurde auch der Spieltisch der Orgel samt Manualen und Registerhebeln rekonstruiert.

Organist Dominik Balduin lässt das Instrument unter den Augen von Hermann Doninger erklingen.

Eine Aufgabe, der er sich allerdings gerne stellte. Zugute kamen ihm nämlich seine guten Kontakte in die Chefetagen der Region, die er im Laufe seiner 35 Jahre als Vorstand der Volksbank geknüpft hatte – so dass viele Unternehmen schnell ihre Zusage gaben, die Barockorgel zu unterstützen. Andere zögerten noch – doch Hermann Doninger sah sich auch nach Geldquellen aus dem Bereich der öffentlichen Hand um. So stellte er dann auch der NRW-Stiftung das Projekt vor. Die bewilligte den Förderantrag und steuerte fast ein Drittel der benötigten Mittel zum Projekt bei. „Für uns war das der Durchbruch, weil wir mit einer solch großartigen Summe anderen Spendern signalisieren konnten, dass wir den Gesamtbetrag am Ende zusammenbekommen werden.“

 

 

„Die Zusage der NRW-Stiftung war der Durchbruch.“

Viele Benefizkonzerte

Doch auch Eigenmittel des Vereins waren nötig. Am Ende gelang es, mehr als ein Drittel der Gesamtkosten einzuwerben beziehungsweise auf Veranstaltungen einzunehmen. So fanden mehrere Benefizkonzerte statt – unter anderem mit dem Heeresmusikkorps Kassel, dem Landespolizeiorchester NRW, dem Höxteraner Gospelchor „Living Voices“, dem Blechbläserensemble „Lübsches Blech“ aus Lübeck und dem Sinfonischen Blasorchester Höxter, deren Musiker allesamt auf ihre Gagen verzichteten.

Welterbe Corvey
  • 2014 von der UNESCO ausgezeichnet
  • im 9. Jahrhundert gegründet
  • geistiges, wirtschaftliches, kulturelles Zentrum
  • ab Ende des 18. Jahrhunderts Fürstbistum
  • 1803 säkularisiert
  • bis heute in Privatbesitz

MEHR ERFAHREN

Schließlich war genügend Geld im Topf und die Restaurierung konnte starten. Mit den Arbeiten beauftragte die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus zu Höxter im Jahr 2016 die niederländische Orgelbaufirma Flentrop aus Zaandam bei Amsterdam. Sie baute die Orgelpfeifen aus, rekonstruierte und restaurierte die Orgeltechnik in ihrer Werkstatt und baute sie wieder ein. Allein die Arbeiten in den Niederlanden dauerten zwei Jahre – die Herausforderung war schließlich enorm. Schließlich galt es, die Orgel in allen Bereichen denkmalgerecht zu rekonstruieren und zu restaurieren. Neben dem Zahn der Zeit hatten auch unsachgemäße Restaurierungen aus früheren Jahrzehnten dem Instrument stark zugesetzt. 2020 wurden die Orgelpfeifen wieder eingebaut und im Winter 2020/21 intoniert.

Die feierliche Einweihung erfolgte am 12. Juni 2021 durch den Paderborner Weihbischof Manfred Grothe. Ein Moment, der für alle Beteiligten das Ziel eines langen Weges markierte. Auch für Hermann Doninger ganz persönlich. Gebürtig stammt er zwar aus dem Ruhrgebiet, doch schon seit mehr als 50 Jahren liegt seine Heimat in Ostwestfalen. Die Bedeutung des Welterbes Schloss Corvey für die Region kannte er. „Meine persönliche Beziehung zur Abteikirche und zur Orgel ist allerdings erst während meiner Arbeit für CHORUS gewachsen“, sagt er. Wie sehr, das erlebte er im Sommer 2021, als die Orgel zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder erklang. „Ich war begeistert, bekam eine Gänsehaut und in dem Moment habe ich mir gedacht: Die Arbeit hat sich gelohnt.“ 

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