Eine Perle des Naturschutzes

Artenschutzprojekt Flussperlmuschel in der Eifel

Es ist heute unvorstellbar – noch vor 200 Jahren wimmelte es in den Bächen der Eifel von Muscheln. Sie waren durch den Landesherrn streng geschützt. Denn in einigen wenigen Tieren verbargen sich Schätze: wertvolle Perlen! Nur autorisierte, kundige Fischer durften sie „ernten“. Überfischung und die Verschlechterung der Wasserqualität setzten den Beständen zu, verhinderten die Fortpflanzung und brachten die Art an den Rand des Aussterbens. Ein aufwändiges Artenschutzprojekt der Biologischen Station Städteregion Aachen will die Zukunft der Flussperlmuschel sichern.

Perlenbach - der Name ist Programm

Dass der Perlenbach, ein Zufluss der Rur, diesen Namen trägt, ist kein Zufall. Darin fanden sich in früheren Jahrhunderten besonders viele der begehrten Muscheln. Um 1800 sollen es zwischen einer halben und 1,5 Millionen Tiere gewesen sein. Durch den Einmarsch Napoleons endete das „Perlregal“, der Schutz der Muscheln durch den Herzog von Jülich, was ihren Niedergang einleitete. Unzählige Schatzjäger strömten ans Bachufer und dürften durch unsachgemäßen Umgang mit den Tieren viele getötet haben. Die offiziellen Perlfischer aus der alten Zeit hatten die Muscheln besonders behutsam kontrolliert und ihnen mit viel Geschick die Perlen entnommen.

Auch die Wasserqualität litt: Während die Rur durch Abwässer der Tuchfabriken verschmutzt wurde, war am Perlenbach die Aufforstung der Mähwiesen durch Fichten und die Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärktem Dünger-Einsatz dafür verantwortlich. Zudem trübten Sedimente, die von einem Truppenübungsplatz flossen, das Wasser immer öfter ein. Die Folge: Viele Flussperlmuscheln in der Eifel starben, weil sie durch das verstärkt nötige Filtrieren des Wassers mehr Energie verbrauchten als sie daraus gewannen. Fortpflanzen konnten sie sich ebenfalls nicht mehr – die dafür nötigen Bachforellen waren ebenfalls aus den Bächen verschwunden. Sie sind „Zwischenwirte“ für den Flussperlmuschel-Nachwuchs, nur in ihren Kiemen entwickeln sich die Larven.

Mit Ankersichtgeräten aus dem Bootsbau lassen sich die Muscheln gut beobachten. Regelmäßig wird das Wachstum der Muschelbabys im Bach kontrolliert.

Die Mitarbeiter der Außenstelle Fischereiökologie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Kirchhundem-Albaum leisten als Projektpartner regelmäßig tatkräftige Hilfe.

Bachforellen werden in einer „Badewanne“ mit Muschellarven zusammengebracht und dann freigelassen. Flussperlmuscheln sind für die Fortpflanzung auf die Bachforelle als Wirtsfisch angewiesen.

3 MOnate alte Jungmuscheln unter dem Mikroskop.
Foto: Cornelia Wegerhoff

3 MOnate alte Jungmuscheln unter dem Mikroskop.

Erwachsene Flussperlmuscheln verankern sich im Sediment und ernähren sich durch Filtration von Plankton und organischen Partikeln.

Artenschutzprogramm geht an den Start

2006 schließlich fand man in der Region nur noch 20 lebende Muscheln. Doch ein ambitioniertes Artenschutzprojekt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Fahrt aufgenommen. Die Wasserqualität des Perlenbachs wurde verbessert – unter anderem, indem Fichten gefällt wurden. Diese Maßnahme war zur Wiederherstellung der Narzissenwiesen gedacht, half aber auch den Muscheln. Auch Sedimenteinträge wurden reduziert und Kies in die Gewässer eingebracht, um wieder klareres Wasser zu erhalten. So wurden die Bäche wieder attraktiv für die Forellen.

Parallel startete die „halbnatürliche Nachzucht“ der Muscheln. Dabei werden Larven im Sommer aus im Fluss lebenden Muscheln entnommen und zu Teichanlagen transportiert. Hier leben Bachforellen, die mit den Larven „beimpft“ werden. In den Kiemen entwickeln sich die Muscheln über den Herbst und Winter weiter. Zu Beginn des nächsten Jahres sind sie mit bloßem Auge als kleine Punkte erkennbar. Die Forellen, die Muschellarven bewirten, werden in eine Muschelgewinnungsanlage gebracht. Das Wasser wird hier bis auf 16 Grad erwärmt – das ist für die Larven die Temperatur, ab der sie von den Kiemen fallen. Diesen Muschel-Nachwuchs züchten die Naturschützenden nun heran. Sind sie einen Millimeter groß, ziehen sie zurück in den Bach. In kleinen Käfigen sind sie vor Feinden und Strömungen geschützt und entwickeln sich hier selbstständig weiter. Sind sie groß genug, werden sie aus den Käfigen „entlassen“, um ihr Leben im Fluss fortzusetzen.

Bei dem aufwändigen und mit langem Atem verfolgten Projekt zeigen sich erste Erfolge – das spornt die Naturschützenden an, weiter am Ball zu bleiben. Das Ziel: das langfristige Überleben der Flussperlmuschel in NRW zu ermöglichen. Denn von intakten Bächen profitiert ein ganzes Ökosystem. Und von einer intakten Natur am Ende auch die Menschheit. 
 

Stand der Angaben:  Mai 2025

Das Projekt „Die Rettung der Flussperlmuschel“ in unserem Förderbande-Podcast

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung förderte das Artenschutzprojekt für die Flussperlmuschel in der Eifel, außerdem erwarb sie an den Bachufern Flächen für den Naturschutz – das half, die Wasserqualität zu verbessern. Zudem unterstützte die Stiftung eine Kunstaktion und ein Kinderbuch zur Flussperlmuschel.


Standort

Flussperlmuscheln in der Eifel
Perlenbachtal in der Nähe von Monschau
52156 Monschau
Zur Webseite (extern)
Bei Google Maps anzeigen (extern)