Falter statt Panzer

Nationales Naturerbe Trupbacher Heide bei Siegen

Als die belgischen Streitkräfte 1993 den Standortübungsplatz Trupbach vor den Toren der südwestfälischen Kreisstadt Siegen räumten, hinterließen sie ein ökolgisches Kleinod. Durch die fast ununterbrochene militärische Nutzung seit den 1930er Jahren konnten sich auf den Hochflächen des Siegerlandes Lebensräume erhalten und entwickeln, die zu den wertvollsten Naturschutzflächen in ganz Nordrhein-Westfalen zählen. Wegen seiner Bedeutung als ökologisch weitgehend intakter Biotopverbund auf relativ großer Fläche sind große Teile der Naturerbefläche als Landschafts-, Naturschutz- oder FFH-Gebiet ausgewiesen.

Die Trupbacher Heide besticht durch ihre Weitläufigkeit und landschaftliche Schönheit. Offenland mit einem abwechslungsreichen Mosaik aus Heiden, Borstgrasrasen und Magerwiesen sowie teilweise lichtem Bewuchs bestimmt die bis auf fast 400 Meter reichenden Hochflächen. Im Spätsommer locken die prächtig blau-violett blühenden Calluna-Heiden viele Besucher an. An den Hängen und in den Tallagen dominieren dagegen lichter Eichen-Birkenwald, aber auch Fichten- und Buchenwälder. Über verschiedene Rundwege und Aussichtspunkte ist das Naturerbegebiet hervorragend erlebbar.

Auf den Hochflächen lassen sich auch Jahrzehnte nach dem Abzug des schweren Geräts noch die Spuren der einst hier übenden Panzer ausmachen. Ironischerweise machen diese Hinterlassenschaften der tonnenschweren Stahlgiganten einen Gutteil des ökologischen Werts des Offenlandes aus. Denn in den durch den Fahrbetrieb entstandenen Senken und weitgehend vegetationsfreien Trassen mit starker Bodenverdichtung bildeten sich zahlreiche Kleingewässer, die neben seltenen Zwergbinsen-Gesellschaften auch zahlreichen Amphibienarten einen neuen Lebensraum bieten. Hier können Faden-, Berg- und Heidelerche, Teichmolch sowie Grasfrosch beobachtet werden.

Eine der vielen Tagfalter-Arten auf dem Gelände: der Wachtelweizen-Scheckenfalter.

Die Echte Mondraute liebt nährstoffarme Böden wie die der Trupbacher Heide.

Die Zahl der Heidelerchen hier wächst von Jahr zu Jahr.

Bedeutsam auch im überregionalen Maßstab sind die Vorkommen vieler Schmetterlings- und Vogelarten. Insgesamt konnten seit der Jahrtausendwende 42 Tagfalterarten nachgewiesen werden. Jede Dritte von ihnen wird in der nordrhein-westfälischen Roten Liste geführt. Aktuell werden regelmäßig etwa 30 Tagfalterarten beobachtet. Besonders wichtig sind unter ihnen die stabilen Populationen von Argus- und Rotklee-Bläuling sowie des Wachtelweizen-Scheckenfalters. In den älteren Waldabschnitten der Naturerbefläche suchen Bechstein-Fledermäuse nachts nach Nahrung. Die Anwesenheit dieser europaweit streng geschützten Fledermausart attestiert dem Wald einen hohen ökologischen Wert.

Netz an Unterstützern

Unter den Brutvogelarten des Nationalen Naturerbes Trupbacher Heide finden sich 19 Arten, die wegen stark abnehmender Bestände auf der Roten Liste Nordrhein-Westfalens stehen. Die Heidelerche hat hier eines ihrer letzten Vorkommen im Siegerland und weist sogar von Jahr zu Jahr leicht anwachsende Bestände auf. Etwa ein Dutzend Paare leben im vegetationsarmen Teil des Gebietes. Der Baumpieper kommt in jüngster Zeit sogar auf etwa 25 Reviere im Naturerbegebiet. In den Wäldern lässt der Kleinspecht im zeitigen Frühjahr sei charakteristisches rasantes Trommelstakkato ertönen.

Die Trupbacher Heide kann auf ein Netz an engagierten Unterstützern setzen. Nicht zuletzt wegen des ausdauernden Einsatzes lokaler Umweltschützer wurde ein Teil des Gebietes bereits 2003 unter Naturschutz gestellt. 2016 ging das Naturerbe in den Besitz der NRW-Stiftung über und wird seitdem zusammen mit dem Bundesforstbetrieb Rhein-Weser von der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein naturschutzfachlich betreut. Ohne eine naturschutzkonforme Pflege würde der Charakter des Gebietes rasch durch Sukzession verlorengehen. Um die Offenlandflächen vor dem Verbuschen zu bewahren wird ein Teil extensiv durch eine Wanderschäferei beweidet, auf den Magerwiesen wird Heu gemacht.

Weitere Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung oder zu ihrem Erhalt nach dem Wegfall des militärischen Betriebs sind die Sanierung von Heidebeständen, die Auflichtung von Waldrändern und ein gezieltes ökologisches Brandmanagement. Die noch existierenden ökologisch wenig bedeutsamen Fichtenbestände werden im Rahmen des für jede Naturerbefläche erstellten Leitbildes nach und nach durch Laubbäume der natürlichen Waldgesellschaft ersetzt.

Stand der Angaben: 2020

Unser Engagement

Die Trupbacher Heide gehört zu den Liegenschaften des Nationalen Naturerbes, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Hände der NRW-Stiftung übertragen wurden. Alle Naturerbeflächen stellen wir Ihnen in unserer Broschüre vor.


Standort

Trupbacher Heide
57258 Freudenberg
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