Inbegriff der Rheinromantik

Schloss Drachenburg bei Königswinter

Auf halber Höhe zum Drachenfels liegt weithin sichtbar Schloss Drachenburg. Halb verfallen blickte das von 1881-1884 erbaute Juwel der Rheinromantik über Jahrzehnte auf Königswinter herab. 16 Jahre lang hat die NRW-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Königswinter und dem Land NRW das Schloss von Grund auf restauriert. Im Sommer 2010 wurden die letzten Gerüste abgebaut, der Prachtbau erstrahlt seither wieder in altem Glanz.

Der Naturpark Siebengebirge zählt zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Mitten in dieser Idylle ließ sich Stephan Sarter einen Wohntraum in opulenter Gründerzeitarchitektur erbauen. Dank einer damals neuen Bauweise waren die Arbeiten für den Prachtbau nach vier Jahren (1881-1884) abgeschlossen. So rasch das Schloss stand, so lang hat seine Wiederherrichtung gedauert. Im Frühjahr 1995 begannen die ersten Bauarbeiten für die umfassende Restaurierung des Ensembles von Schloss Drachenburg. Um die Spuren, die Kriegsbeschädigungen, unsachgemäße Reparaturen und die vielfältige Nutzung des Gebäudes hinterlassen hatten, zu beseitigen, waren viel Zeit und 31,5 Millionen Euro an Geldern des Landes NRW und der NRW-Stiftung notwendig.

 

Foto: Christoph Fein
Foto: Werner Stapelfeld
Foto: Martin Sach

Dank Suezkanal an den Rhein

Über ähnliche Mittel verfügte auch der Bauherr Stephan Sarter. Der Sohn eines Bonner Gastwirtes war nach einer Banklehre als Börsenmakler an der Pariser Börse zu Reichtum gekommen, insbesondere mit der Finanzierung des Suezkanals. Dem Geist der Zeit entsprechend wollte er seinen Reichtum auch zeigen. Er kaufte sich einen Adelstitel und gab als Baron Stephan Sarter das Traumschloss in Auftrag.

Außen wie innen ist das Schloss von einem Nebeneinander zahlreicher „Neostile“ geprägt, früherer Stilepochen, die zeitgenössisch neu interpretiert wurden. So wurden Stilelemente der Renaissance mit denen der Gotik, des Barock und des Mittelalters in einem Bauwerk kombiniert. Die zierliche Venusterrasse vor der Südfassade und der weitläufige Park scheinen Teil einer eleganten Schlossanlage zu sein, wohingegen die Ansicht von Norden mit dem mächtigen Turm an die Wehrhaftigkeit einer Burg erinnert. Mit seinem Stilmix ist Schloss Drachenburg ein Musterbeispiel für die Bauweise des Historismus.

 

Foto: Werner Stapelfeldt
Foto: Frank Homann
Foto: Frank Homann
Foto: Frank Homann

Der zeitgenössische Kunstkritiker Johannes Proelss war damals voll Lob für das Bauwerk: „Elegante Privat-, Arbeits-, Toiletten-, Schlaf- und Frühstückszimmer für den Schlossherrn und seine Gäste zeugen vom gediegenen Geschmack des Bauherrn und der hohen Stufe des rheinischen Kunsthandwerks.“ Ein Luxus, der Königen und Kaisern würdig war und für eine entsprechende Gästeliste sorgte: Victoria Adelaide Mary Louisa von Großbritannien und Irland besuchte das hochherrschaftliche Ehrenfremdenappartement. Ebenso der Kronprinz von Griechenland nebst Gattin und Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe. Vom Empfangssaal bis zu den Gästezimmern hatte der Schlossherr an Einrichtung und Ausstattung nicht gespart. Das schönste Accessoire gab die Natur dazu: Die einmalige Aussicht auf das Rheintal. Sarter selbst genoss diese Pracht selten, da er sich hauptsächlich in seinem Arbeitsort Paris aufhielt.

Nach seinem Tod im Jahr 1902 wurde Schloss Drachenburg zu einer Art Luxushotel. Der Junggeselle Sarter hatte weder Testament noch Erben hinterlassen. So ersteigerte sein Neffe, der Jurist Jakob Biesenbach, das Anwesen und gestaltete es als „Sommerfrische“ für wohlhabende Reisende. Auf dem Parkgelände ließ er Blockhäuser für die Unterbringung der Gäste errichten und das Schlossinnere der neuen Nutzung entsprechend anpassen. In späteren Jahren wurde das Schloss als Frauengenesungsheim genutzt, als katholische Heimschule und als Schule der Nationalsozialisten. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, diente es notdürftig instandgesetzt bis 1959 als Ausbildungsstätte für Eisenbahner. Ab 1960 stand Schloss Drachenburg über ein Jahrzehnt leer und verfiel zusehends. Die Genehmigung zum Abriss war bereits erteilt, als 1971 der Privatmann Paul Spinat, ein Liebhaber repräsentativer Wohnkultur, das Ensemble erwarb und es damit für die Nachzeit rettete.

Foto: NRW-Stiftung
Foto: NRW-Stiftung
Foto: Frank Homann

Innen und außen detailgetreu restauriert

Seit 1986 stehen Schloss Drachenburg und seine Parkanlagen unter Denkmalschutz. Dank der aufwändigen Renovierungsarbeiten der Nordrhein-Westfalen Stiftung in enger Kooperation mit dem Land NRW und der Stadt Königswinter ist heute von den großen Schäden nichts mehr zu sehen. Die Venusterrasse und der 36 Meter hohe Nordturm mit seiner Rundum-Aussicht sind jetzt ebenso wieder zu bewundern wie die repräsentativen Innenräume.

Um das gründerzeitliche Baudenkmal zu erhalten und es öffentlich zugänglich zu machen, hatte die NRW-Stiftung 1989 das Schloss Drachenburg von seinem letzten Privatbesitzer gekauft und es dann an die Stadt Königswinter übertragen. Für die Instandsetzung hat die NRW-Stiftung ein umfangreiches Gutachten erstellen lassen. Im ersten Bauabschnitt wurden die Umfassungsmauern saniert, 1997 begannen die Arbeiten zur Instandsetzung des Hauptgebäudes. In den Jahren von 1997 bis 2000 wurde zudem die Vorburg restauriert und ausgebaut. Hierfür waren zusätzliche 4,5 Millionen Euro notwendig, die zum überwiegenden Teil aus Mitteln des Bonn-Berlin-Ausgleichs finanziert werden konnten.

Nach Fertigstellung der imposanten Kunsthalle im Jahre 2004 folgte die behutsame Restaurierung der historischen Innenräume. Im Frühjahr 2010 wurden diese Arbeiten an der Hauptburg endgültig abgeschlossen. Die Schlossräume sind jetzt mit historischen Möbeln eingerichtet, die das ursprüngliche Erscheinungsbild nahezu authentisch wiedergeben und dem Besucher einen Einblick in die gründerzeitliche Wohnkultur des späten 19. Jahrhunderts vermitteln. In der ehemaligen Wirtschaftsebene des Hauptschlosses beleuchten die alte Küche und eine Dauerausstellung das Leben und Arbeiten des Dienstpersonals. Das Schlossmuseum in der Wagenhalle informiert über die wechselvolle Geschichte des Schlosses und seine immerhin elf Besitzer. Die Schlossterrassen und der weitläufige Park mit seinen Baumexoten laden zum Spaziergang ein.

Das einzige, was sich über all die Jahre nicht geändert hat, ist der Weg nach oben: Zu erreichen ist Schloss Drachenburg entweder über die historische Zahnradbahn, zu Fuß oder auf dem Rücken eines Esels.

Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2015/2 | Text:  Ralf J. Günther, aktualisiert 4/2023 durch Schloss Drachenburg gGmbH

Unser Engagement

Von 1994 bis 2010 wurde Schloss Drachenburg in Königswinter von der NRW-Stiftung in enger Zusammenarbeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Königswinter restauriert. Innen- und Außenbereiche wurden ebenso wie die Vorburg mit großem Aufwand wiederhergestellt. Das Ensemble befindet sich im Besitz der NRW-Stiftung, die gesamte Verwaltung erfolgt durch die Schloss Drachenburg gGmbH.


Standort

Schloss Drachenburg
Drachenfelsstraße 118
53639 Königswinter
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