Wo die Droste wohnte

Das Rüschhaus in Münster-Nienberge

„Westfalens Dichterin“ – so nannte Annette von Droste-Hülshoff nicht etwa sich selbst, sondern die von ihr verehrte Lyrikerin Katharina Schücking. Doch während Letztere heute weitgehend vergessen ist, zählt „die Droste“ zu den größten Namen nicht nur der westfälischen, sondern der deutschen Literatur. Dabei war Schreiben bloß eines ihrer Talente. Sie war auch Komponistin, Sängerin und Pianistin, und sie griff gerne zum Zeichenstift. Im Bild festgehalten hat sie auch die Wasserburg Hülshoff, wo sie geboren wurde, und den kleinen Landsitz „Haus Rüschhaus“ bei Münster, wo sie einen Großteil ihres Lebens verbrachte. Beide Stätten bieten faszinierende Einblicke in die Welt der Dichterin. Seit 2012 sorgt eine neue Stiftung für ideenreiche Konzepte rund um das Erbe der Droste. 

Zwanzig Jahre lang wohnte die Droste im Rüschhaus, wo mit der „Judenbuche“ ihr bekanntestes Werk entstand – eine Erzählung um Mord und Selbstmord, die im Kern auf eine wahre Begebenheit zurückgeht. Ihre Texte brachte die Verfasserin in winziger Schrift zu Papier, „Runen,“ die sie manchmal selbst kaum lesen konnte. Für die Droste-Forschung stellte vor allem die Entzifferung ihrer umfangreichen Korrespondenz eine Herausforderung dar. Doch gerade in ihren Briefen wird die „andere Annette“ sichtbar, wie es der Droste-Experte Walter Gödden ausgedrückt hat – eine Annette, die wenig mit dem weltfremden adligen Landfräulein des Klischees zu tun hat. Im Rüschhaus, das 1745 – 48 als architektonische Mischung aus Bauernhaus und Herrensitz errichtet wurde, begegnet man der wahren Annette auf die wohl authentischste Weise. Besonders beeindruckend ist die eigenartige Situation im „Schneckenhäuschen“ – der Wohnstube mit dem Fenster zur darunter gelegenen Hofküche. Unter der niedrigen Zimmerdecke stehen Annettes Sekretär, ihr Sofa, ein Tisch und ihr altes Klavier.

Das Rüschhaus bildet unter der Obhut der  Droste-Stiftung im Verbund mit Burg Hülshoff ein Literaturzentrum von deutschlandweitem Rang.

Die Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Hofanlage aus der Luft.

Die NRW-Stiftung hat das Rüschhaus gekauft und der Droste-Stiftung zur Nutzung überlassen.

Die Fensterrahmen sind in Baumberger Sandstein ausgeführt.

Prächtige Gartenanlagen säumen die Gebäude.

Die 2012 gegründete Droste-Stiftung wird Burg Hülshoff und Haus Rüschhaus nicht nur bewahren, sondern als Literaturorte mit innovativer Strahlkraft und überregionaler Attraktivität etablieren. Durch den „Lyrikweg“ sind beide Stätten außerdem als Einheit erlebbar. Die Museen streben bei Gestaltung und Präsentation neue Wege an, für Impulse sorgt dabei die Einrichtung eines „Droste-Kompetenzzentrums“ im Verbund mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe. 

Eine wichtige Rolle kommt auch der Kooperation mit dem „Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck“ in Oelde und der Stiftung „Künstlerdorf Schöppingen“ zu. Damit das neue Konzept lebendig werden kann, hat die NRW-Stiftung Haus Rüschhaus gekauft und es der Droste-Stiftung zur Nutzung überlassen. An der neuen Stiftung haben sich außer dem Land und dem Landschaftsverband mehrere Kommunen und Privatpersonen beteiligt – denn es gilt das Erbe der Droste gemeinsam zu bewahren.

Haus Rüschhaus virtuell

2020 entstanden im Rüschhaus die literarischen Videos der Befreundeten Objekte. Vier Filme führen durchs Rüschhaus und zu vier Objekten darin. In den Filmen stellen Mitarbeiter*innen des Gästeführungsteams von Burg Hülshoff diese Objekte vor. Anschließend sehen wir die Exponate in Nahaufnahme. Und dazu lesen Autor*innen Texte, die sie eigens zu diesen Objekten geschrieben haben.

Zum Projekt „Neustart“

Lyrikweg

Der Lyrikweg lädt Einheimische, Touristinnen und Touristen gleichermaßen dazu ein, auf den Spuren Droste-Hülshoffs die Landschaft zu durchwandern, die Inszenierung von Gegenwartsliteratur und historischen Texten im öffentlichen Raum zu erleben und die Natur im Jahresverlauf und in Zeiten des Wandels zu beobachten.

Zum Lyrikweg

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung übernahm das langjährige Wohnhaus der Annette von Droste-Hülshoff, das Rüschhaus in Münster-Nienberge, in ihr Eigentum. Mit dem Kaufpreis wird die neu gegründete Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung gestärkt, die sich um das kulturelle Erbe der berühmten westfälischen Dichterin kümmert. Das Rüschhaus wird auch weiterhin öffentlich zugänglich bleiben.


Standort

Haus Rüschhaus
Am Rüschhaus 81
48161 Münster
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