Zwischen Ginster und Grauheide
Naturschutzgebiet Brachter Wald im Kreis Viersen
Dieses Naturschutzgebiet ist etwas Besonderes: Bis 1996 war der Brachter Wald als Munitionsdepot der britischen Rheinarmee streng abgeriegelt. Hinter dem rund 18 Kilometer langen Zaun entwickelte sich über Jahrzehnte auf den sehr nährstoffarmen und trockenen Flugsandböden eine Heidelandschaft, wie es sie in dieser Ausdehnung in NRW nur noch in der ostwestfälischen Senne und in der Wahner Heide bei Köln gibt.
In dem Gebiet finden äußerst seltene, teilweise vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen ein geeignetes Zuhause. Man findet hier die typischen Pflanzen trockener Heidelandschaften – niedrige Sträucher und anspruchslose Gräser. Zusammen mit der dominierenden Besenheide, dem „Heidekraut“, wachsen im Brachter Wald mehrere Ginsterarten. Während der mannshohe Besenginster mit seinen großen gelben Blüten sehr auffällt, sind der Englische Ginster und der Behaarte Ginster als kleinblütige niedrige Zwergsträucher schwieriger zu entdecken. Die äußerst seltene Grauheide kommt in Deutschland ausschließlich im Brachter Wald vor.
Boden, der Wind ausgesetzt ist, kann leicht verweht werden. An solchen Stellen finden sich lückige Sandmagerrasen, die von kleinen, extrem genügsamen Gräsern wie Silbergras, Nelkenhafer und Feinschwingel gebildet werden. Dazwischen keimen konkurrenzschwache und unscheinbare Kräuter wie Frühlings-Spörgel, Bauernsenf und Kleines Filzkraut. Viele dieser Pflanzenarten sind außerhalb von Schutzgebieten sehr selten geworden, weil geeignete Standorte überbaut, aufgeforstet oder durch Düngung verändert wurden.
Vögel wie der Baumpieper bauen ihr Nest am Boden in der offenen Heide, brauchen aber hohe Bäume, um von dort ihren Singflug zur Reviermarkierung zu starten. Gerade für Tiere, die auf dieses Nebeneinander angewiesen sind, ist der Brachter Wald wegen des Mosaiks aus Wald und Offenland ein idealer Lebensraum. Dazu tragen aber auch die Ruhe und Abgeschiedenheit bei. Von mehreren stark gefährdeten Vogelarten wie Heidelerche und Schwarzkehlchen gibt es hier so viele wie kaum irgendwo in NRW. Der faszinierendste Bewohner des Brachter Waldes ist der etwa amselgroße Ziegenmelker. Sein graubraunes, wie Baumrinde gezeichnetes Gefieder tarnt ihn perfekt, wenn er tagsüber regungslos auf einem Kiefernast sitzt. Erst wenn es dunkel wird, beginnt er mit der Jagd auf Fluginsekten.
Blieben die offenen Heideflächen sich selbst überlassen, würden sich dort bald Bäume ansiedeln – erst Birken und Kiefern, später Eichen. Damit die Heide auf den Schneisen, Wällen und Freiflächen erhalten bleibt, müssen junge Bäume immer wieder entfernt werden. Im Munitionsdepot geschah das durch regelmäßiges Abmähen. Heute liegt die Betreuung und Pflege des Gebietes in den Händen der Biologischen Station Krickenbecker Seen e. V. Sie setzt verschiedene Tierarten zur Beweidung ein. Dazu gehören Gallowayrinder, Schafe, Damhirsche und eine kleine Herde aus Konik-Pferden.
Stand der Angaben: März 2023
Unser Engagement
Auf Anregung der Biologischen Station Krickenbecker Seen e. V. hat die NRW-Stiftung seit 1998 große Teile des Brachter Walds erworben (mittlerweile insgesamt 1.049,25 Hektar), damit das Gebiet auf Dauer für die Ziele des Naturschutzes erhalten und gepflegt werden kann. Mit ihren Partnerinnen und Partnern hat sie es fürs Wandern und Radfahren geöffnet und entsprechende Wege ausgewiesen.
Weitere Informationen:
Infofaltblatt mit vielen Details und Übersichtskarte (Stand 2007)
Download Infofaltblatt Brachter Wald
Betreut werden die Flächen von der Biologischen Station Krickenbecker Seen e. V.
Krickenbecker Allee 17
41334 Nettetal
Biologische Station Krickenbecker Seen
Die Biologische Station betreibt auch das Infozentrum Krickenbecker Seen, welches mit Hilfe der NRW-Stiftung 2005 umgebaut wurde.
Krickenbecker Allee 36
41334 Nettetal
Standort
Brachter WaldHolter Heide / Stankt-Barbara-Straße
41379 Brüggen-Bracht