Im Reich des Ziegenmelkers

Nationales Naturerbe Drover Heide im Kreis Düren

Südlich von Düren im Übergangsbereich der Eifel zur flachen Bördelandschaft der Kölner Bucht liegt etwas versteckt hinter einem breiten Waldgürtel die Drover Heide. Bis 2004 wurde das Gebiet mehr als 100 Jahre lang militärisch genutzt, zuletzt als Raketenstellung für die NATO-Luftabwehr und als Truppenübungsplatzder belgischen Armee. Nach dem Abzug der letzten Soldaten wurde die Drover Heide in das Nationale Naturerbe überführt; seit 2016 befindet sie sich im Eigentum der NRW-Stiftung.

Drei Jahrzehnte nach dem Ende der militärischen Nutzung präsentiert sich die Naturerbefläche Drover Heide den Besuchern vor allem im Spätsommer als blau-violett leuchtendes Heide-Paradies. Neben den ausgedehnten Strauchheiden prägen magere Grünlandflächen die offenen Lebensräume.

Auf den Panzerpisten, die das Offenland durchziehen, haben sich mehr als 700 Tümpel und flache Kleingewässer gebildet. Manche sind nur zeitweise, andere dagegen das ganze Jahr über mit Wasser gefüllt und bieten seltenen Pflanzengesellschaften und Amphibienarten Lebensraum. Bei günstigem Witterungsverlauf entsteht hier im Frühling ein gelbes Blütenmeer aus Zehntausenden winziger Fadenenziane. Die Tümpel sind auch Lebensraum für ein großes isoliertes Vorkommen der Kreuzkröte. Daneben beherbergt die Drover Heide auch einen bedeutenden Teil der Springfroschpopulation Nordrhein-Westfalens und eines der wenigen Laubfroschvorkommen des Rheinlandes.

Der Springfrosch ist auf intakte Gewässer angewiesen.

Der Fadenenzian verwandelt Teile der Heide im Frühjahr in ein gelbes Blütenmeer.

Der Ziegenmelker ist in Deutschland nur noch selten anzutreffen.

Auch, wenn sie nur die wenigsten Besucher zu Gesicht bekommen, ist sie doch der heimliche Star der Naturerbefläche: Die Nachtschwalbe, auch Ziegenmelker genannt. Ab Ende Mai erfüllt der nur amselgroße Vogel für wenige Wochen die nächtliche Heide mit seinem Gesang: ein oft über Stunden ohne Unterbrechung vorgetragenes monotones Schnurren, das entfernt an einen stotternden Motor erinnert. Das von gelegentlichen froschähnlichen Rufen und Flügelklatschen unterbrochene Schnurren ist in der nächtlichen Stille oft mehr als einen Kilometer weit zu hören. Tagsüber sitzt der ausschließlich nachtaktive Vogel mit dem perfekt an die Umgebung angepassten Tarngefieder reglos auf dem Heideboden oder auf Zweigen, mit denen er regelrecht zu verschmelzen scheint. Kein Wunder also, dass die wenigsten Menschen jemals einen Ziegenmelker zu Gesicht bekommen. Manchmal schon im August zieht es den heimlichen Vogel in sein Winterquartier nach Afrika. Den Weg dorthin legt er – natürlich – nachts zurück.

Europäisches Vogelschutzgebiet

In der Drover Heide leben etwa 30 Paare des Ziegenmelkers. Damit erreicht die Art hier eine ihrer landesweit höchsten Bestandsdichten. Mit Wiesenpieper, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Heidelerche und Wespenbussard kommen in der Drover Heide zahlreiche Ziegenmelker mit Jungvogel eitere Vogelarten vor, die in ihrem Bestand vielfach unter Druck stehen. Das Gebiet ist auch bedeutsam als Überwinterungsgebiet solcher Raritäten wie Raubwürger und Sumpfohreule. Anders als andere Eulenarten können Besucher den lautlosen und sanften Schaukelflug der cremefarbenen Sumpfohreule mit etwas Glück auch bei Tageslicht erleben. Wegen dieser herausragenden Bedeutung für viele Vogelarten ist die Drover Heide auch als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen worden.

Teil der Naturerbefläche ist auch eine ehemalige NIKE-Raketenstellung, mit der zu Zeiten des Kalten Krieges russische atombombenbestückte Flugzeuge abgewehrt werden sollten. Im Sinne einer natürlichen Entwicklung dieser Fläche wurden der Wachturm und mehrere weitere Gebäude abgerissen und groß e betonierte Flächen und Wege entsiegelt. Drei Schutzbunker wurden dagegen als potentielle Fledermausquartiere erhalten. Sie können unter anderem vom Grauen Langohr bewohnt werden, einer in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten Fledermausart. Weniger durch den Betrieb als Truppenübungsplatz als durch Bombardierungen und Beschuss am Ende des Zweiten Weltkriegs sind beträchtliche Teile der Naturerbefläche munitionsbelastet. Das Betreten ist deshalb ausschließlich auf gekennzeichneten Wegen erlaubt. Über Rundwanderwege und Aussichtspunkte lässt sich das Nationale Naturerbe Drover Heide aber das ganze Jahr über in seiner ganzen Schönheit erleben.

Stand der Angaben: 2020

Unser Engagement

Die Drover Heide gehört zu den Liegenschaften des Nationalen Naturerbes, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Hände der NRW-Stiftung übertragen wurden. Alle Naturerbeflächen stellen wir Ihnen in unserer Broschüre vor.


Standort

Drover Heide
Raiffeisenstraße 43
52372 Kreuzau
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