Unkenrufe in der Lehmheide

Nationales Naturerbe Büecke im Kreis Soest

Nahe der westfälischen Kreisstadt Soest findet sich mit der Naturerbefläche Büecke eine Insel der biologischen Vielfalt inmitten der von intensiver Landwirtschaft geprägten Soester Börde. Bis zur endgültigen Aufgabe durch die Bundeswehr im Jahr 2006 wurde das Gebiet über viele Jahrzehnte hinweg als Standortübungsplatz genutzt und ist seit 2017 im Besitz der NRW-Stiftung.

Es mag paradox klingen, doch vor allem die militärische Nutzung hat hier auf den Höhen des Haarstrangs – wie auf anderen einstigen Standortübungsplätzen auch – die Grundlage für eine große Artenvielfalt geschaffen. Der Verzicht auf Düngung und Chemikalieneinsatz ließ auf einer Fläche von rund 200 Hektar eine ausgedehnte Lehmheide-Landschaft entstehen, die vor allem durch großflächige Magerweiden gekennzeichnet ist. Artenreiche Glatthaferwiesen, randliche Wälder und Hänge ergänzen das Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen inmitten einer der ergiebigsten Agrarlandschaften Deutschlands. Eine Besonderheit sind auch die Schledden: Trockentäler, die nur zeitweise im Jahr Wasser führen.

Der militärische Fahrbetrieb verhinderte eine Verbuschung und der Verzicht auf Dünger bewahrte das Gebiet vor einer zu hohen Nährstoffbelastung, unter der heute weite Teile der Offenlandschaft leiden. Die auf den ersten Blick so zerstörerisch und furchteinflößend wirkenden Fahrspuren der Panzer ließen auf der Hochfläche eine große Zahl an neuen Klein- und Kleinstgewässern entstehen und schufen damit Lebensraum und Laichplätze für viele Amphibien.

Die Gelbbauchunke findet in der Büecke eines ihrer letzten Refugien.

Die Dornige Hauhechel fühlt sich auf magerem Boden wohl.

Noch häufig ist hier der Wiesenpieper, der sich von Insekten und Spinnen ernährt.

Zurück zum Artenreichtum

Besonders bedeutsam ist die Naturerbefläche Büecke für den Erhalt der in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedrohten und auch bundesweit stark gefährdeten Gelbbauchunke. Hier findet sich eines der letzten westfälischen Vorkommen dieser hübschen Amphibie, deren hellgelb bis orange gefärbte Unterseite von dunklen Flecken durchzogen ist. Das Färbungsmuster jeder einzelnen Unke ist so individuell wie ein Fingerabdruck beim Menschen. Wie einträchtig Militär und Amphibien koexistieren konnten, zeigt ein Blick in die Archive der Naturschützer. Zur Zeit des intensiven militärischen Betriebs zu Beginn der 1990er Jahre war die Amphibienvielfalt am größten. 13 verschiedene Arten besiedelten das Gebiet. Heute sind es etwa die Hälfte und gezielte Managementmaßnahmen sollen helfen, den alten Artenreichtum wiederherzustellen. Dazu wurden in den vergangenen Jahren weitere Amphibien-Gewässer geschaffen. Neben der Gelbbauchunke profitieren davon weitere seltene Arten wie der Kammolch sowie Geburtshelfer-und Kreuzkröte.

Der großräumige Offenland-Biotopkomplex ist auch Lebensraum für zahlreiche bedrohte Vogelarten des Offenlandes. So verzeichnet der Wiesenpieper auf der Naturerbefläche noch hohe Bestandsdichten. Bundesweit ist die Zahl dieser einst als „Spatz der Wiese“ bezeichneten Singvogelart dagegen in den letzten 30 Jahren um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Auch Feldlerche und Neuntöter konnten sich hier entgegen dem Trend in anderen Regionen in guter Zahl halten. Über den lichten Hangwäldern kreist von Mai bis September der Wespenbussard.

Stück für Stück zum Naturwald

Um den halboffenen Charakter des Gebietes zu erhalten, werden große Teile der Hochfläche das ganze Jahr über von urtümlich anmutenden, den Auerochsen ähnlichen Heckrindern und Koniks, einer sehr robusten Pferderasse, beweidet. Auf einem kleineren Teil werden auch Schafe eingesetzt. Um eine Überweidung zu verhindern, wird die Weidetierdichte aber gering gehalten. Auch Teile der Eichen- und Hainbuchenwälder werden beweidet, um den früheren Charakter als sogenannten Hudewald zu rekonstruieren und das alte Waldbild wieder sichtbar zu machen. Weitere Eingriffe in die natürlichen Entwicklungsprozesse unterbleiben aber.

Auf diese Weise entwickelt sich der Wald mit jedem Jahr mehr zu einem Naturwald. Das Gebiet lässt sich auf zahlreichen Wegen erwandern. Tafeln entlang der Wege vermitteln wissenswerte Informationen und von mehreren Aussichtshügeln lässt sich das weite Umland und die nahegelegene Stadt Soest mit ihren zahlreichen Kirchtürmen überblicken.

Stand der Angaben: 2020

Unser Engagement

Die Büecke gehört zu den Liegenschaften des Nationalen Naturerbes, die von der Bundesrepublik Deutschland in die Hände der NRW-Stiftung übertragen wurden. Alle Naturerbeflächen stellen wir Ihnen in unserer Broschüre vor.


Standort

Büecke
59519 Möhnesee
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