Expedition ins Grüne

Wenn sich Viktor Erdhummel, Ilva Turmfalke und Justus Grashüpfer treffen, dann ist das nicht etwa eine Szene aus „Biene Maja“. Viktor, Ilva und Justus sind Kinder aus Fleisch und Blut. Sie haben sich bloß Künstlernamen gegeben, die gut passen zum Spielen und Toben in der Natur. Die drei erkunden an diesem Nachmittag wie so oft ihr ganz persönliches Revier mitten in der Stadt – eine verwilderte Fläche im Bochumer Stadtteil Langendreer.

Kleine Flecken Wildnis

Die ist Teil des Projektes „Wildnis für Kinder in NRW“. In Langendreer, an fünf weiteren Orten in Bochum und an zwei Orten in Herne hat die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet Kinderparadiese der ganz besonderen Art eingerichtet. Kleine Flecken Wildnis zum Erkunden. Ideal für Expeditionen ins Grüne. Die Kinder sollen hier etwas vermeintlich ganz Simples tun: Selbstbestimmt draußen in der Natur spielen. Klingt banal, ist aber gerade in den Großstädten oft kaum noch irgendwo möglich. Die Biologische Station suchte deshalb gezielt Flächen, auf denen noch Büsche, Bäume oder Gras zu finden sind – und machte sie bereit dafür, von Kindern erobert zu werden. Städtische Naturerfahrungsräume entstanden. Eine in den 1990er-Jahren definierte Form von Flächen, die ökologische und soziale Funktionen zugleich erfüllt.

Für junge Menschen gibt es hier unendlich viele Möglichkeiten, sich in Abenteuer zu stürzen. Anders als auf Spielplätzen gibt es keine Spielgeräte, die Natur selbst ist der Spielplatz. Die Kinder sollen selber machen, lernen und erleben. Justus aus Langendreer ist vorbereitet. Er hat Taschenmesser, Säge und Fernglas dabei. Er klettert in den Bäumen, baut Hütten aus Ästen, schnitzt oder beobachtet Vögel. Er liest Tierspuren im Sand und schaut Insekten beim Krabbeln und Fliegen zu.   

Barbara Pflips ist als „Kümmerin“ für das Projekt „Wildnis für Kinder in NRW“ und seine Flächen zuständig. Die sollen natürlich ein sicherer Ort sein. Morsche Äste, Glasscherben oder sonstiger Unrat – all das muss weg. Außerdem achtet das Team darauf, dass es keine Sackgassen oder allzu verborgene Winkel gibt, damit die Kinder jederzeit einen Ausweg haben. Die Areale von allen Gefahren befreien, etwa Wurzeln, Unebenheiten und rutschige Stellen, können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dagegen nicht. Und sie wollen es auch nicht – denn genau das macht ja den Reiz für die Kinder aus. Barbara Pflips und ihre Kolleginnen und Kollegen begleiten das Projekt auch pädagogisch und bieten regelmäßig die Möglichkeit, auf den Flächen zusammenzukommen um die Natur gemeinsam zu entdecken und sich darüber auszutauschen.

Ein Konzept, das Nachahmende sucht und immer mehr findet. Zuletzt haben sich Vertreterinnen und Vertreter aus anderen Kommunen verstärkt im östlichen Ruhrgebiet informiert. Die „Wildnis für Kinder in NRW“, sie könnte sich also weiter ausbreiten.

Stand der Angaben: März 2023

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung unterstützt und begleitet das Projekt „Wildnis für Kinder“ seit vielen Jahren. Sie förderte zunächst die Veranstaltungsreihe „Natur im Ballungsraum“. Ab 2011 unterstützte sie die Einrichtung der Naturerlebnisräume in Bochum und Herne und 2019 förderte sie die Implementierung nachhaltiger Projektstrukturen und ermöglichte es der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet, zum Projekt „Wildnis für Kinder in NRW“ auch andere Akteurinnen und Akteure informieren und beraten zu können. Auch die Dr. Gustav Bauckloh Stiftung spendete bereits für „Wildnis für Kinder“.