Die „Wer macht mit?“-Burg

Das Werburg-Museum in Spenge

Bei Ausgrabungen auf dem Gelände der Werburg in Spenge bei Bielefeld sind seit 1995 zahlreiche archäologische Funde gemacht worden – von Alltagsdingen wie Schuhwerk und Küchengerät bis hin zu Kriegsmaterial in Form von Armbrustbolzen und Kanonenkugeln. Einige Objekte haben amüsante Hintergründe wie zum Beispiel ein „Passglas“ vom Ende des 16. Jahrhunderts. Andere sind ausgesprochene Raritäten, allen voran ein kleines mittelalterliches Pilgerzeichen, auf dem die „Hexe von Blomberg“ zu sehen ist. Das neue Werburg-Museum präsentiert all diese Funde und Befunde auf sehr unterhaltsame Weise. Gerade für Familien mit Kindern fühlt sich der Ausstellungsbesuch garantiert nicht staubig-museal an.

Werburg? Müsste es nicht „Wehrburg“ heißen? Schließlich gab es hier früher einmal einen Verteidigungsturm, und bei den Ausgrabungen unter Leitung des LWL-Archäologen Dr. Werner Best kam sogar ein außergewöhnlich großer Munitionsvorrat ans Tageslicht – 1.600 Armbrustbolzen und 54 Kanonenkugeln. Auch eine Schulterkachel, also das Schulterstück eines Brustpanzers, wurde gefunden. Doch so sehr die Schreibung „Wehrburg“ dadurch gerechtfertigt erscheint: Bei der ersten Erwähnung im Jahr 1468 wurde unsere Burg noch „Wederborch“ genannt. Der Name schliff sich später zu Werburg ab, ohne dass es eine exakte Erklärung des Wortsinnes gäbe. Ein wenig Geheimnis gehört zu jeder guten Geschichte.

Werburg-Museum Spenge/Voss
Werburg-Museum Spenge/Voss
Werburg-Museum Spenge/Voss

Archäologie im Sandkasten

Der Verein „Werburg-Spenge e. V.“ und die Stadt haben sich seit 2001 gemeinsam um die Sanierung des Werburg-Ensembles gekümmert, zu dessen Schmuckstücken ein 1596 errichtetes Torhaus im Stil der Weserrenaissance gehört. Die Wappen der Erbauer – Anna von Ledebur und Georg von Ketteler – verzieren die Durchfahrt, die sich auch nach über 400 Jahren noch mit dem originalen Pappelholztor von einst verschließen lässt. Ganz so alt und gewichtig sind zwar nicht alle Sehenswürdigkeiten der Werburg, dafür nehmen einen hier aber auch scheinbare Kleinigkeiten schnell gefangen. Zum Beispiel, wenn Pyrmonter Mineralwasserflaschen aus dem 18. Jahrhundert zusammen mit altem Küchengerät in einer wirkungsvollen Rauminszenierung gezeigt werden. Denn dabei wird eindrucksvoll anschaulich, warum der „Müll von gestern“ heute hohen Wert hat, um den Alltag unserer Vorfahren zu rekonstruieren. 

Kindern macht das Werburg-Museum besonders viel Spaß. Spätestens wenn sie mitten im Haus auf den archäologischen Sandkasten, pardon, auf das wissenschaftliche Grabungsfeld stoßen, wird mit Feuereifer gebuddelt. Die hervorgeholten Kopien archäologischer Fundstücke können danach mit elektronischer Unterstützung überprüft und einsortiert werden. Mit dieser und vielen anderen guten Ideen ist eine Mitmachwelt entstanden, die sich auch für aktionsreiche Kindergeburtstage eignet – museumspädagogische Begleitung inklusive. Hintergründe für Erwachsene bleiben deshalb aber nicht auf der Strecke. Da wäre zum Beispiel der aufsehenerregende Fund des eingangs erwähnten Pilgerzeichens aus dem 15. Jahrhundert, zu dem man bislang nur zwei Gegenstücke aus den Niederlanden kennt. Es zeigt, wie eine Frau namens Alheyd Pustekoke 1460 in Blomberg 45 gestohlene Hostien in einen Brunnen warf. Die Diebin endete auf dem Scheiterhaufen, aber der Brunnen galt bald als wundertätig und machte die Stadt Blomberg zum Wallfahrtsort. 

Bleibt noch die Frage nach dem rätselhaften „Passglas“ aus der Zeit um 1600. Es wurde als Spielzeug für zechfreudige Gesellschaften benutzt, wobei die Aufgabe darin bestand, den Becher exakt bis zu einer seiner verschiedenen Markierungen zu leeren. Gelang das nicht in einem Zug, wurde wieder aufgefüllt – erst nach einem erfolgreichen Versuch kam der Nächste dran. Nun, es, scheint, das Ziel des Ganzen erkläre sich eigentlich von selbst. Wir halten es mit weiteren Erläuterungen daher so, wie man es einst auch mit den erschöpften Zechern getan haben dürfte: Wir lassen sie unter den Tisch fallen. 

Stand der Angaben: 2016 / Nr. 2

Unser Engagement
Bereits bei der Sanierung der denkmalgeschützten Werburg in Spenge half die NRWStiftung maßgeblich dem dortigen Förderverein. Nun unterstützte sie auch die Einrichtung eines Museums in dem Baudenkmal. Das Denkmalensemble wird sich zu einem neuen regionalen Anziehungspunkt in der westfälischen Museumslandschaft entwickeln.


Standort

Werburg-Museum
Werburg 1
32139 Spenge
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