Wo der „Wilhelm“ wächst

Streuobstwiesen in Rheinberg-Orsoy

Sie sind ein wichtiger Bestandteil der bäuerlichen Kulturlandschaft – Streuobstwiesen. Und doch sind sie selten geworden. In manchen Regionen engagieren sich jedoch Naturschützer dafür, die letzten verbliebenen Flächen dieser Art zu erhalten oder sogar auszubauchen. So auch im Rheinberger Stadtteil Orsoy. Hier ist der NABU im Besitz einer wertvollen Streuobstwiese mit alten Bäumen.

Pomologen in Aktion

Damit die Verbraucher das Streuobst wiederentdecken, veranstalten die Naturschützer einmal im Jahr einen Obstwiesentag. Auf der Veranstaltung kosten die Besucher von Pfannkuchen, Apfelbrot und Obsttorte, während die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums von ihrem Projekt berichten. Die Besucher erfahren dann auch, woher solche Flächen ihren Namen haben: Weil die Bauern früher die hochstämmigen Ostbäume auf der Wiese „verstreut“, mit einigem Abstand angepflanzt haben. Von Apfelkundlern, den Pomologen, erfahren die Besucher, wie und zu welchem Zeitpunkt die Obstbäume in den verschiedenen Stadien der Entwicklung geschnitten werden. Darüber hinaus geben Exkursionen den Gästen die Möglichkeit, ihr Wissen über die heimischen Obstsorten zu testen.

Foto: Sylvia Oelinger, NABU Rheinberg/Kreisgruppe Wesel
Foto: Sylvia Oelinger, NABU Rheinberg/Kreisgruppe Wesel
Foto: Sylvia Oelinger, NABU Rheinberg/Kreisgruppe Wesel
Foto: Sylvia Oelinger, NABU Rheinberg/Kreisgruppe Wesel

Seit den 1950er Jahren wurden die heimischen hochstämmigen Obstbäume immer weiter verdrängt, weil die Bauern zunehmend kurzstämmige Züchtungen anpflanzten. Die Früchte dieser Sorten sind makellos, normiert und leicht zu ernten. Die Früchte der traditionellen Sorten können schon mal kleine Flecken haben, da sie nicht gespritzt werden. Auch verlangt der Anbau mehr Arbeitseinsatz. Das regelmäßige Schneiden und die Ernte von der Leiter aus sind mühsamer. Weil die meisten Landwirte auf intensiven Obstanbau umgestellt haben, verkamen viele Streuobstweisen mit der Zeit oder fielen der Axt zum Opfer. Nicht selten wurden Obstwiesen zu Bauland umgewandelt oder mussten einer Straße weichen.

Höchste Zeit, die traditionellen Sorten zu retten, denn die genetische Vielfalt ist bei den Äpfeln in Gefahr. „Kaiser Wilhelm“ und „Champagnerrenette“ gehören nämlich im Supermarkt nicht mehr zum Angebot, begründen die Ökologen des Naturschutzzentrums ihr Engagement. Außerdem sind die Obstwiesen wichtige Lebensräume für seltene Tiere. Vögel, Schmetterlinge, Bienen und Käfer machen die Landschaft zu einem lebendigen Biotop. Vor allem wenn höhlenreiche Altbäume vorhanden sind, gehören Steinkauz, und Fledermäuse zu den regelmäßigen Bewohnern.

Unser Engagement
Die NRW-Stiftung unterstützte die Kreisgruppe des Naturschutzbundes Wesel beim Ankauf der Streuobstwiesen in Rheinberg-Orsoy zwischen Bendstege und Südwall. Das Ziel: Die rund 28.000 Quadratmeter große Streuobswiese langfristig zu erhalten.


Standort

Streuobstwiesen Orsoy
Bendstege
47495 Rheinberg
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