Ausstellung und Archiv
Rheinisches Schützenmuseum in Neuss

Haus Rottels in Neuss ist ein klassizistisches Geschäftshaus aus dem frühen 19. Jahrhundert. Hier, wo es zuvor einmal ein Kloster gegeben hatte, lebte damals die Kaufmannsfamilie Rottels, die eine Seifensiederei mit Tran-, Öl- und Lichterhandlung betrieb. 1987 durch umfassende Sanierung vor dem Verfall gerettet, wurde das Baudenkmal zeitweilig vom Neusser Clemens-Sels-Museum genutzt, bis sich pünktlich zum Jahrtausendwechsel ein neues Kapitel anbahnte: Stadt und Rhein-Kreis Neuss gründeten zusammen mit dem Neusser Bürger-Schützen-Verein eine Stiftung, die ein Museum zum Ziel hatte – gewidmet der Geschichte des rheinischen Schützenwesens. Die Eröffnung erfolgte 2004. Zusätzliche Impulse gab es 2016, als das deutsche Schützenwesen im Sinne der UNESCO in das „Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen wurde. Im Dezember 2024 – im zwanzigsten Jahr seines Bestehens – wurde das Museum nach längerer Umgestaltung in aktualisierter Form wiedereröffnet.
Vergleichender Ansatz
Die Besonderheit des Rheinischen Schützenmuseums ist der vergleichende Ansatz, der eine ganze Region in den Blick nimmt und sich nicht auf die lokale Entwicklung in Neuss beschränkt, obwohl dies der Ort ist, an dem das größte Stadtschützenfest Deutschlands stattfindet. Ausdrücklich richtet sich die Ausstellung auch an Interessierte, die selbst nicht Mitglied eines Schützenvereins sind. Viele verschiedene Perspektiven werden aufgegriffen, allen voran die historische Entwicklung des Schützenwesens aus den Schützenbruderschaften der mittelalterlichen Städte, wie sie sich bis heute in den Unterschieden zwischen Traditions- und reinen Schießsportvereinen spiegelt. Das Museum befasst sich aber nicht nur mit geschichtlichen Themen, sondern auch mit aktuellen Fragestellungen, etwa im Hinblick auf die Mitgliedschaft von Frauen in Schützenvereinen. Gedanken sollen angeregt, die Kontinuität und der Wandel von Traditionen eingeordnet werden. Starkes Gewicht liegt auf der Inklusion: Ein barrierefrei erreichbarer „Raum der Erinnerungen und Kommunikation“ bietet für Menschen mit Handicaps besondere Angebote, zum Beispiel durch Hörstationen, tastbare Exponate und „Tover-Tafeln“, das heißt interaktive Lichtprojektionen für Personen mit kognitiven Einschränkungen. Nicht zu vergessen bei all diesen modernen Vermittlungsansätzen: Erste Grundlagen für die heutige Arbeit in Haus Rottels legte bereits der ehemalige Leiter des Stadtarchivs Neuss, Joseph Lange, als er in den 1950er Jahren mit dem Aufbau einer Sammlung zur Geschichte des Schützenwesens begann. Das erklärt auch den Namen der „Stiftung Rheinisches Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv“. Im Haus untergebracht ist zudem die Geschäftsstelle des Neusser Bürger-Schützen-Vereins.
Stand der Angaben: 11/2024 | Text: Ralf. J. Günther
Unser Engagement
Die NRW-Stiftung half der „Stiftung Rheinisches Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv“ durch Mittel für die Neugestaltung des Museums. Objektpräsentation, Beleuchtung und inklusives Ausstellungsdesign konnten so auf neuesten Stand gebracht werden.
Standort
Rheinisches Schützenmuseum NeussOberstraße 58–60
41460 Neuss
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