Steinzeuggeschichten

Keramion – Museum für Keramik in Frechen

Ist hier ein UFO gelandet? Nein, die ungewöhnliche Architektur des 1971 errichteten „Keramions“ in der Stadt Frechen symbolisiert bei näherem Hinsehen keine fliegende Untertasse, sondern eine überdimensionale Töpferscheibe. Der außergewöhnliche Museumsbau diente ursprünglich zur exklusiven Präsentation einer privaten Sammlung aus über 5.000 Keramik-Kunstwerken. Doch als das Keramion 2002 unter Denkmalschutz gestellt wurde, fusionierte es zugleich mit dem städtischen Keramikmuseum und widmet sich seitdem auch der bedeutenden Frechener Töpfereigeschichte. 2012 gesellte sich dem Hauptbau ein Pavillon für die Museumspädagogik hinzu. 2023 wurden die stilgerecht mit Keramikplatten verkleideten „Leitwände“ des Hauses restauriert.

Innenansicht des Museum für Keramik.

Außenansicht des Pädagogischen Pavillons

Die „Bartmannkrüge“ waren seit dem 16. Jahr-hundert das charakteristische Produkt der Frechener Keramik.

Der Kölner Architekt Peter Neufert hat das Haus in Form einer Töpferscheibe gestaltet, die den inhaltlichen Bezug deutlich machen soll.

Für Schulklassen wird ein umfangreiches Programm angeboten.

Bartmänner und Keramikplatten

Auftraggeber für den eindrucksvollen Museumsbau war der Unternehmer Gottfried Cremer, Inhaber der Firma „Deutsche Steinzeug“, der einen passenden Rahmen für seine kostbare Keramiksammlung schaffen wollte. Konzipiert und realisiert wurde das Ausstellungsgebäude von dem Kölner Architekten Peter Neufert zusammen mit dem Ingenieur Stefan Polónyi. 

Der Standort in Frechen war dabei kein Zufall, denn die Mittelstadt westlich von Köln verweist schon in ihrem Wappen auf eine lange Keramiktradition: Ein Löwe weist darin stolz einen „Bartmannkrug“ vor, eines jener mit bärtigen Köpfen verzierten Steinzeug-Gefäße, die in Frechen insbesondere vom 16. bis zum 18. Jahrhundert hergestellt und sogar nach Übersee exportiert wurden. Zum Schluss produzierte man in der Stadt noch hochwertige Fliesen und Abwasserrohre aus widerstandsfähigem Hightech-Steinzeug, inzwischen ist das letzte große Produktionsgelände der Frechener Keramikindustrie aber aufgegeben worden – auf dem Areal entsteht ein ganz neues Stadtquartier. Umso wichtiger ist die Aufgabe des Keramions, an die lokale Steinzeuggeschichte zu erinnern. Das Museumsgebäude erweist sich dabei sogar als sein eigenes Exponat: Sogenannte Leitwände, die von außen zum Eingang hinführen und sich im Innern zur Abtrennung von Nebenräumen fortsetzen, wurden bei der Erbauung mit farbig glasierten Keramik-Großplatten des Typs KerAion verkleidet. Um die charakteristische Materialwirkung dieser Platten zu erhalten, die zu Beginn der 1970er Jahre eine Weltneuheit waren, erwies sich 2023 eine gründliche Sanierung als notwendig. Dabei wurde auch die Statik der Wände wieder ins Lot gebracht.
 

Stand der Angaben: 11/2024 | Text: Ralf. J. Günther

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung half 2002 der damals neu gegründeten „Stiftung Keramion“ bei grundlegenden Sanierungen am Ausstellungsgebäude und regte zugleich an, es unter Denkmalschutz zu stellen. 2012 half die NRW-Stiftung bei der Errichtung des Pavillons für die Museumspädagogik. Die 2023 abgeschlossene Wiederherstellung der „Leitwände“ des Hauses wurde ebenfalls gefördert.


Standort

Keramion - Museum für Keramik
Bonnstraße 12
50226 Frechen
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