MuT im Dorf

Erfolgsgeschichte am „Dritten Ort“

Die Geschichte des Schrabben Hofs lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Seit dem 16. Jahrhundert waren hier Mitglieder beziehungsweise Nachfahren der namengebenden Familie ansässig – bis der Komplex mit seinem 1916 errichteten Haupthaus zur Jahrtausendwende an die Gemeinde fiel. Letztere überließ ihn dem MiniCartClub (damals noch: Bobby-Car-Club) für den symbolischen Preis von 1 Euro, die Rutschauto-Enthusiasten hatten sich im Gegenzug um die Sanierung von Haupthaus und Tenne sowie ihre Nutzung im Sinne eines gesellschaftlichen Treffpunktes zu kümmern. Sie packten diese Aufgabe mit großer ehrenamtlicher Beteiligung im Dorf an. 

Inzwischen ist aus dem MiniCartClub primär eine Oldtimerinitiative geworden, während im Schrabben Hof der Verein „MuT“ für ein Kultur- und Veranstaltungsprogramm sorgt, das jedes Jahr viele Tausend Menschen in das 400-Seelen-Dorf Silberg lockt. Sie lernen dabei mit dem Kulturgut eine Art Aktionslandschaft kennen, die Heimatmuseum, ein Backhaus von 1750, Café, Biergarten, Feiertenne sowie Trödel- und Theaterscheune umfasst. Sogar das benachbarte Gotteshaus wird als Kulturkirche für Ausstellungen genutzt, so bei „Wochen gegen Rassismus“ im Frühjahr 2024. Der Name des von der Musikerin und Theaterpädagogin Ulrike Wesely geleiteten Vereins „MuT“ steht für „Musik und Tanz“ – aus gutem Grund, denn auf den diversen Bühnen von Hof und Kulturkirche wird ein buntes Spektrum an Musik-, Kleinkunst-, Theater- und Workshop-Formaten gepflegt. Der Verein legt dabei viel Wert auf die Einbindung von Menschen mit Handicap, Menschen mit Migrationshintergrund und nicht zuletzt von Kindern und Jugendlichen. 

Ein Jugendtreff findet unter professioneller Anleitung statt, Kinder und Heranwachsende werden bei Kulturvorhaben aktiv einbezogen. Mit seiner Arbeit sorgt der Schrabben Hof für ein Wir-Gefühl bei Jung und Alt, der auch das Heimatgefühl stärkt. Wichtig ist die Niederschwelligkeit des Angebots – es gibt zahlreiche Öffnungstage, an denen man sich einfach bei Kaffee und Kuchen treffen kann. Anders gesagt: Es handelt sich um ein Paradebeispiel für das Phänomen der „Dritten Orte“ im ländlichen Raum, wie sie vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft gefördert werden – leicht erreichbare Treffpunkte, die unabhängig von Wohnung (1. Ort) und Arbeitsplatz (2. Ort) für alle offen sind, die gegenseitigen Austausch und gemeinsame Freizeit- oder Kulturaktivitäten zu schätzen wissen.
 

Stand der Angaben: 12/2024 | Text: Ralf. J. Günther

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung unterstützte schon den „MiniCartClub Deutschland e. V.“ bei der denkmalgerechten Sanierung der historischen Gutsanlage Schrabben Hof. Außerdem förderte sie den Um- und Ausbau der Kulturbühne. 2021 bewilligte sie Mittel für den Erwerb des Grundstücks, auf dem der 1750 errichtete, denkmalgeschützte „Backes“ (Backhaus) steht. Dieser Teil des Hofensembles befand sich zuvor noch in Privateigentum. Zusätzlich zur Sanierung des Backhauses erhält das umgebende Gelände eine neue Zukunft als „Museums-Freiland-Werkstatt“ plus „naturpädagogischem Garten“.