Klangvoll wehte der Wind

Die Kalkantenstube in Hattingen

Die Orgel der St. Georgskirche in Hattingen an der Ruhr sorgt mit ihren rund 2.000 Pfeifen für ein riesiges Spektrum an Klängen. Gebaut wurde sie in den 1820er Jahren von Christian Roetzel aus Alpe im Bergischen Land. Ebenfalls noch aus dem 19. Jahrhundert stammt die Treppe, über die man hinter der Orgel in den kleinen Raum gelangt, in dem früher für den Wind gesorgt wurde, ohne den die Orgelpfeifen nicht erklingen konnten. Es ist die sogenannte Kalkantenstube, wo seit 2020 eine kleine Ausstellung die Geschichte des Gotteshauses und seiner Orgel erzählt.

 

Foto: Förderverein historische Kalkantenstube St. Georg e.V.
Foto: Förderverein historische Kalkantenstube St. Georg e.V.
Foto: Förderverein historische Kalkantenstube St. Georg e.V.
Förderverein historische Kalkantenstube St. Georg e.V.

Nur von hinten kann man einen Blick auf das geheime Innenleben der Orgel und ihre fast 2000 Pfeifen werfen.

Geschichte auf zwanzig Quadratmetern

Organisten machen selbst keinen Wind, sondern lassen ihn erzeugen. Heute nutzt man dafür meist elektrische Gebläse, früher waren die sogenannten Kalkanten dafür zuständig, die Blasebalgtreter – „calcare“ ist das lateinische Wort für treten. Da ihre mühsame Aufgabe aber auch in Hattingen schon vor langer Zeit von einer modernen Radialventilation, das heißt von einem Schleudergebläse übernommen wurde, hatte die rund zwanzig Quadratmeter große Kalkantenstube lange keine Funktion mehr. Das änderte sich durch das starke ehrenamtliche Engagement rund um St. Georg, einer „verlässlich offenen Kirche“, in der das Spiel auf der Orgel besonders gepflegt wird. So entstand die Idee, in der Kalkantenstube die Geschichte des historischen Instruments in Form einer kleinen Ausstellung zu erzählen. Der älteste Raum der Stadt Hattingen ist dadurch bei Führungen öffentlich zugänglich geworden, bei denen man durch eine Glaswand hindurch auf die Rückseite der Orgel blicken kann. Auch ein verkleinertes Modell des alten Blasebalgs ist zu sehen. Das Projekt kam im Übrigen genau zur richtigen Zeit: Seit 2017 zählen Orgelmusik und Orgelbau in Deutschland zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Stand der Angaben: 1/2024 | Text: Ralf J. Günther

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung half dem „Förderverein historische Kalkantenstube St. Georg e.V.“ bei der Einrichtung einer Dauerausstellung am authentischem Ort hinter der von Christian Roetzel (1776–1867) gebauten Orgel.


Standort

Historische Kalkantenstube in Hattingen
Kirchplatz 19
45525 Hattingen
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