Pfälzer am Niederrhein

Goch, Kleve und Kalkar liegen in der Nähe, und Vater Rhein braucht nur noch ein paar Kilometer bis zur niederländischen Grenze – doch in Louisendorf scheint die Geographie durcheinander geraten zu sein. Seit wann spricht man am Niederrhein pfälzisch? Nun, schon seit Jahrhunderten. Und schon seit 1955 kümmert sich der „Pfälzerbund am Niederrhein“ um die sprachliche Tradition. Gründer war Jakob Imig (1905-94), ein schreibender Landwirt aus Louisendorf. Seit 2004 sammelt das „Jakob-Imig-Archiv“ Lyrik und Prosa, historische Aufsätze und Beiträge zur Familienforschung. 2011 und 2018 wurde das Archiv erweitert.

Verhinderte Amerika-Fahrer

Im Jahr 1741 machten sich 130 Menschen aus der Kurpfalz mit drei Rheinschiffen auf den Weg nach Rotterdam. Ihr Fernziel: Amerika, wo sie Armut und konfessionelle Konflikte hinter sich lassen wollten. Das Vorhaben scheiterte aber bereits im Ort Schenkenschanz, der heute zu Kleve gehört, damals aber noch niederländisch war. Weil sich in Rotterdam immer mehr Flüchtlinge ansammelten, ließen die Niederlande Auswanderer ohne gültige Schiffspassage nach Amerika nicht mehr ins Land.

Unsere Emigranten siedelten sich daher diesseits der Grenze an, in der Gocher Heide. Der Staat Preußen förderte solche Ansiedlungen, um Heideflächen wirtschaftlich nutzbar zu machen. So entstanden der Ort Pfalzdorf und im Jahr 1820 die Tochtergründung Louisendorf, die wegen ihres ungewöhnlichen Siedlungsgrundrisses 2002 als Denkmalbereich ausgewiesen wurde. Weil die protestantischen Kolonisten lange Zeit fast nur untereinander heirateten, überlebte ihr Dialekt in der niederrheinisch-katholischen Umgebung. Jakob Imigs Werke sind heute wichtige Zeugnisse dieses Dialekts. Sogar die „Gesellschaft für bedrohte Sprachen“ hat sich schon Texte von Einheimischen vorlesen lassen.

Unser Engagement
Die NRW-Stiftung unterstützte die Vereinsgemeinschaft Louisendorf 2011 bei der Sanierung und Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses, in dessen Räumen sich das Jakob-Imig-Archiv befindet.