Bollwerk der Natur

Infozentrum Externsteine in Horn-Bad Meinberg

Millionen Jahre lang wurden die Externsteine durch gewaltige geologische Verschiebungen und lange Erosionsprozesse geformt. Wie die Mauern und Türme einer riesigen Festung ragen ihre vier Hauptfelsen heute empor – selten ist die Natur als Baumeisterin perfekter zu Werke gegangen. Aber auch die Menschen blieben nicht untätig. Sie schlugen Grotten in das Gestein und schmückten es mit Reliefs und Inschriften. Sie meißelten unter einem künstlichen Bogen ein sarkophagartiges Grab aus und krönten den höchsten Felsen mit einer kapellenartigen Kammer samt Altarnische und einer runden Fensteröffnung.

Doch wozu das alles? Hat man es bei den Externsteinen tatsächlich, wie so oft zu lesen, mit einem heidnischen Heiligtum zu tun, einer zentralen Kultstätte der Germanen? Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehen das anders. Sie interpretieren Grotten, Kammern und Steinsarg als eine in natürlichen Fels gehauene Gedenkstätte für das Grab Jesu Christi mit der Kreuzauffindungsgrotte und dem Felsen Golgatha. Die einzelnen Teile entstanden vermutlich über einen langen Zeitraum hinweg, die Gesamtanlage dürfte Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem großen Relief an der Nordseite der Externsteine abgeschlossen worden sein.

Trotz der heutigen Erkenntnisse: Die Vorstellung von der germanischen Kultstätte ist bis heute populär. So wurden die Externsteine zu einem populären Symbol für das vorchristliche Germanien, obwohl über ihre Geschichte in germanischer Zeit gar nichts bekannt ist. Man weiß einfach nicht, ob sie für die Menschen in jener Zeit je eine nennenswerte Rolle gespielt haben. Es lässt sich daher viel spekulieren – aber nichts beweisen. Nachweisbar ist lediglich die zeitweilige Anwesenheit steinzeitlicher Menschen, von denen man zahlreiche Feuersteinklingen gefunden hat.

Foto: Lars Langemeier
Foto: Lars Langemeier
Foto: Lars Langemeier
Foto: Lars Langemeier

Heute locken die Externsteine Jahr für Jahr eine halbe Million Besucherinnen und Besucheran. Schon im frühen 19. Jahrhundert hatten sie sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. 1836 staute man den Wiembeckebach am Fuß der Felsen zu einem Teich auf, dessen malerischer Anblick auch heute noch förderlich für den Besucherverkehr ist. An einem Mangel an Besucherinnen und Besuchern litten die Externsteine aber eigentlich nie, denn bereits im Mittelalter führte ein wichtiger Fernhandelsweg an ihnen vorbei. Die Trasse dieses Wegs ließ Fürstin Pauline zur Lippe um 1810 direkt zwischen die Felsen verlegen – mit kuriosen Folgen ein Jahrhundert später: Von 1912 bis 1935 ratterte die Straßenbahnlinie von Detmold nach Paderborn auf ebendieser Trasse mitten durch die Externsteine hindurch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Steine mehrfach als schaurig-schöne Filmkulisse, während die Spekulationen um ihre Geschichte unvermindert weitergingen. Neben Fans der Germanen meldeten sich nun auch solche der Kelten, Esoterikerinnen und Esoteriker sowie jene zu Wort, die von der Existenz vorzeitlicher „Globalkulturen“ überzeugt sind. DerLandesverband Lippe setzt deshalb heute auf die Vermittlung der Fakten. Sein 2011 eröffnetesInfozentrum Externsteine verdeutlicht sachlich und neutral, dass die berühmten Felsen ein schützenswertes Geschenk der Natur sind – und kein mythologischer Action-Park.

Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 1/2011

Unser Engagement

Die NRW-Stiftung stellte der Schutzgemeinschaft Externsteine e. V. für das Teilprojekt „Kultur“ im 2011 eröffneten „Informationszentrum Externsteine“ in Horn-Bad Meinberg Fördermittel zur Verfügung.


Standort

Infozentrum Externsteine
Externsteiner Str. 33
32805 Horn-Bad Meinberg
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