Fachwerkhaus trotzt Talsperre
Fischerhof in Lohmar

Eigentlich sollte das Naafbachtal schon seit mehr als 30 Jahren eine Talsperrenlandschaft sein – und seine alten Fachwerkhäuser, Wege, Stege und Mühlen nur eine blasse Erinnerung in den Köpfen der ehemaligen Nachbarschaft. Stattdessen schlängelt sich der Naafbach noch immer durch sein grünes Tal, gesäumt von einem Erlen-Galeriewald und eingebettet in artenreiche Wiesen und Hochstaudenfluren. Die Talsperre wurde bis heute nicht gebaut und wird es wohl nie. Glücklicherweise ist das idyllische Seitental der Agger, das nur 30 Minuten vom Köln-Bonner-Ballungsraum entfernt liegt, auch von anderen Zivilisationssünden verschont geblieben. Statt nervigem Verkehrslärm hört man hier an sonnigen Tagen noch die kratzigen Rufe der Wasseramsel, die Trommelwirbel eines Spechts oder die schwermütig klingenden Strophen der Misteldrossel.
In den 1980er Jahren war es hoch hergegangen zwischen den Befürworterinnen und Befürwortern des Talsperrenbaues auf der einen Seite sowie den Gegnerinnen und Gegnern auf der anderen Seite. Während der Aggerverband Grundstücke und alte Gebäude aufkaufte, mobilisierte die Nachbarschaft den Widerstand. Auch um den Fischerhof wurde gerungen. Sein Name verweist auf die Familie des Ackerers Karl Fischer, dessen Erben das Haus noch bis in die 1970er Jahre bewohnten. Dann verkauften sie es an den Aggerverband, der es leer stehen ließ, weil er fest mit dem Bau der Talsperre rechnete. Als die auf sich warten ließ, kamen Anfang der 1990er Jahre vorübergehend Menschen aus Ostdeutschland in dem Gebäude unter. Danach wollte es der Aggerverband abräumen lassen. Doch prominente Mitglieder der Bürgerinitiative stellten sich dem Abriss-Bagger in den Weg und hatten Erfolg. Die Maschine drehte bei und kam nie wieder. Anschließend stand der Fischerhof wieder leer. 20 Jahre gingen ins Land und der Plan einer Talsperre wurde von der Realität überholt. In dem Maße, in dem die Gemäuer des Fischerhofs bröckelten, lösten sich auch die verhärteten Fronten – man kam wieder ins Gespräch und verhandelte. Am Ende überließ der Aggerverband die Beinahe-Ruine der Bürgerinitiative gegen einen symbolischen Pachtzins zur langfristigen Nutzung.
Das Alter des Fischerhofs wird meist unterschätzt. Da er schon im preußischen Urkataster von 1824 enthalten war, dürfte er rund 200 Jahre alt sein. Nach 40 Jahren des Verfalls war er aber nur mit einer Komplett-Sanierung zu retten. Unter Beteiligung örtlicher Handwerksbetriebe, mit viel Eigenarbeit und noch mehr Begeisterung legten die Mitglieder der Bürgerinitiative seither den aus Bruchstein gemauerten Keller trocken, fuhren Unrat und Schutt ab, ersetzten verfaulte Balken, bauten die Gefache neu aus und wollen das Haus so bald wie möglich öffnen, als Geschäftsstelle ihres Vereins und als Rast- und Infostation für Wandernde. Unter dem Nussbaum neben dem Hof wird eine Bank stehen, die einen herrlichen Blick Richtung Siebengebirge bietet. Bei Regen können Besucherinnen und Besucher auch außerhalb der Geschäftszeiten in einem offenen Teil der Remise Schutz finden. Und das Dachgeschoss wird als Sommerquartier für Fledermäuse hergerichtet.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2/2018
Unser Engagement
Die Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtales e. V. saniert den als Baudenkmal geschützten Fischerhof in Lohmar-Aiselsfeld und baut ihn zu einer natur- und heimatkundlichen Informationsstelle aus. Die NRW-Stiftung fördert das Projekt mit einem großzügigen Zuschuss.
Standort
Fischerhof in LohmarAiselsfeld 28
53797 Lohmar
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