Geschichte zwischen Bett und Stuhl

Das DIZeum im Ledigenheim Dinslaken-Lohberg

Die Industrialisierung des Ruhrgebiets erforderte starke Zuwanderung von Arbeitskräften. Werkssiedlungen wie die Gartenstadt des Zechenorts Lohberg boten aber kaum billige Unterkünfte für alleinstehende Männer. Letztere kamen oft nur als Schlaf- und Kostgänger in fremden Haushalten unter. Die Alternative waren Ledigenheime, im Volksmund „Bullenklöster“ genannt. Ein solches Heim entstand 1914-16 auch in Lohberg. Es war bis etwa 1960 in Betrieb und diente danach unter anderem als Sparkasse. Seit 2007 ist es eine Kultur- und Tagungsstätte mit Konzerthalle und Theater. Auch die Stadtbücherei und ein arabisches Restaurant findet man hier. 2014 kam das DIZeum hinzu – das „Dokumentations- und Informationszentrum für Ledigenheime“.

Betten für 550 Männer

Arbeiterheime gab es in vielen Orten des Ruhrgebiets. Manche waren reine Schlafkasernen, andere – wie das Lohberger Heim – zählten zu den „Menagen“ (nach dem französischen Wort für Haushalt): Hier gab es neben Mehrbettzimmern für insgesamt rund 550 Männer auch warme Mahlzeiten und eine Waschküche, ja, sogar eine Kegelbahn. Bisweilen fanden sportliche Veranstaltungen wie Boxkämpfe statt, und der Speisesaal wurde auch als Theaterspielstätte genutzt. Ein historisches Ereignis erlebte das Heim ebenfalls: Im März 1920 diente es beim Ruhraufstand als Hauptquartier und Lazarett der „Rote Ruhrarmee“.

Im Museum des Hauses ist ein Vierbettzimmer mit typischer Einrichtung zu sehen.

Das Heim wurde umgangssprachlich auch „Bullenkloster“ genannt.

Auch die Arbeit der Bewohner steht im Fokus.

Das DIZeum dokumentiert das Leben im Ledigenheim mit Schautafeln, Vitrinen und einem „Zeitzeugenkino“. Auch ein Vierbettzimmer mit typischer Ausstattung ist zu sehen. Man erfährt, dass es im „Bullenkloster“ zwar verboten war, Frauen mit auf die Zimmer zu nehmen, dass es aber trotzdem weibliche Präsenz im Männerheim gab: Frauen arbeiteten in der Küche, und die Werksfürsorge bot Arbeiterfrauen unter anderem Schneiderei- und Kochkurse an. Die Ausstellung im DIZeum wurde zusammen mit der Geschichtswerkstatt Oberhausen konzipiert.

Unser Engagement
Die NRW-Stiftung half der Stiftung Ledigenheim in Dinslaken-Lohberg bei der Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes als Informations- und Kulturzentrum.


Standort

DIZeum Ledigenheim Lohberg
Stollenstraße 1
46537 Dinslaken
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