Blech am laufenden Band
Das Deutsche Kaltwalzmuseum in Hagen

Der Ausdruck „Kaltwalzen“ ist in der Öffentlichkeit nicht allzu geläufig, doch jeder kennt die daraus resultierenden Produkte. Kein Wunder – die im frühen 19. Jahrhundert entwickelte Technik läutete den Siegeszug des Stahlblechs in der industriellen Fertigung ein. Kaltgewalzte Bleche in Form des sogenannten „Kaltbands“ kommen in Deutschland bis heute zum großen Teil aus Hagen-Hohenlimburg. Hier, auf Schloss Hohenlimburg, hatte von 1988 bis 2017 auch das Deutsche Kaltwalzmuseum seinen Standort. 2024 wurde es im LWL-Freilichtmuseum Hagen neu eröffnet, wo es für ein größeres Publikum erreichbar ist.
Vom Reifrock zur Autokarosserie
Der Ausdruck „Band“ steht in der Metallindustrie für lange Blechbahnen, die zu tonnenschweren Rollen aufgewickelt werden, den sogenannten Coils. Das Vorprodukt ist das unter Hitzeeinwirkung gefertigte Warmband. Doch erst bei gewöhnlicher Raumtemperatur lässt sich Stahl zu den dünnen und gleichmäßigen Blechen formen, die die weiterverarbeitende Industrie für hochwertige Rohre, Schilder, Federn, Gehäuse und unzählige andere Produkte benötigt. Es ist eine Warenvielfalt, von der der Hohenlimburger Drahtzieher Johann Peter Hüsecken noch nichts ahnen konnte, als er 1830 bei dem Unternehmer Alfred Krupp besonders harte Walzen in Auftrag gab. Hüsecken wollte mit ihrer Hilfe und unter Einsatz von Wasserkraft Draht zu flachem Band verformen. Sein Ziel: Bessere „Weberblätter“ herzustellen, mit denen an Webstühlen die Fäden zusammengeschoben werden. Den Walzen die erforderliche Härte zu geben, geriet für Krupp zur kostspieligen technischen Herausforderung, deren Meisterung dafür aber einer wahren Produktrevolution Bahn brach. Kurioserweise nutzte man flaches Stahlband zwar zunächst vor allem für die bis dahin meist aus Fischbein hergestellten Innengerüste ausladender Reifröcke. Die weitere Evolution des blechernen Zeitalters verlief jedoch nur umso rasanter. Sie wird im Museum – von der Konservendose bis hin zu hochwertigen Autokarosserieteilen – anhand liebevoller Rauminszenierungen veranschaulicht. In der Sammlung historischer Maschinen lernt man dabei den „Schrottmops“ kennen: Er besteht aus den langen und feinen Metallschnüren, die beim „Besäumen“, sprich: dem Randbeschnitt des Kaltbandes anfallen. Der Name Schrottmops spielt darauf an, dass dieses Restmaterial üblicherweise rollmopsartig aufgewickelt wird.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2/2024 | Text: Ralf. J. Günther
Unser Engagement
Die NRW-Stiftung unterstützte das Deutsche Kaltwalzmuseum bereits 2004 an seinem ersten Standort auf Schloss Hohenlimburg. Auf Antrag des „Förderkreises Deutsches Kaltwalzmuseum“ förderte die Stiftung auch die Einrichtung der Ausstellung an ihrem neuen Standort im Haus Letmathe des LWL-Freilichtmuseums Hagen.
Standort
Deutsches Kaltwalzmuseum im LWL Freilichtmuseum HagenMäckingerbach
58091 Hagen