Leben am Strom

Deichdorfmuseum in Wesel-Bislich

Mastbruch, Segelriss – Sturm auf dem Rhein? Kaum zu glauben, denn fast schon träge schiebt sich heute der große Strom dahin. Doch wer früher auf dem Wasserweg von Amsterdam nach Duisburg segelte, musste mit allem rechnen. Bevor der Rhein gezähmt werden konnte, war er ein gefährlicher Fluss. Und noch immer müssen sich die Menschen entlang der Ufer mit Deichen vor Hochwasser schützen.

Mammutzahn und Bisonschädel

Vor etwa sechs Millionen Jahren beginnt die Geschichte des Rheins mit einem gewaltigen Riss quer durch Europa: dem Oberrheingraben. Dieser tiefe Spalt hat sich mit Wasser gefüllt und so entstand ein Fluss, der sein Gesicht im Lauf der Jahrtausende unaufhörlich gewandelt hat. Im Deichdorfmuseum im Weseler Stadtteil Bislich erfahren Besucher die spannende Geschichte des Rheins. Die Zeugen hat der Fluss gleich selbst mitgebracht: 400 Millionen Jahre altes Gestein, ein Mammutzahn, ein Bisonschädel und sogar der Wirbel eines Wals beschwören ein längst vergangenes Zeitalter herauf. Später interessierten sich die Uferbewohner vor allem für eine Tierart – die Fische im Rhein.

Foto: Werner Stapelfeldt
Foto: Werner Stapelfeldt
Foto: Werner Stapelfeldt
Foto: Werner Stapelfeldt
Foto: Werner Stapelfeldt

Die Berufsfischerei am Rhein hatte eine lange Tradition, für viele Menschen hing das Überleben von einem erfolgreichen Fang ab. Noch im Mittelalter tummelten sich zahlreiche Lachse im damals sauberen Wasser. Mit der sinkenden Wasserqualität im Zuge der Industrialisierung gingen die Erträge jedoch stetig zurück. Daraufhin entwickelten sich die Aale zur begehrten Beute. In einer Weseler Fischfabrik wurden sie fangfrisch geräuchert und verkauft. Zwar ist der Rhein heute dank zahlreicher Projekte und Gesetze zum Wasserschutz wieder sauberer, und sogar Lachse wurden wieder gesichtet. Dem Thema Umweltschutz widmet das Museum daher einen wichtigen Teil der Sammlung.

Mitglieder des Heimatvereins haben die Ausstellungsräume in einer alten Scheune im Mai 2000 mit vereinten Kräften auf dem Gelände des Heimatmuseums aufgebaut. Ganz besonders liegt den Bislichern die Abteilung Deichbau und Hochwasserschutz am Herzen. Historische Urkunden belegen, dass seit 1385 Deichgrafen für die Sicherheit im Dorf verantwortlich waren. Der authentische Arbeitsplatz eines solch wichtigen Mannes ist im Museum nachgebaut. Die Pegellatten im Obergeschoss dokumentieren die heutige Deichkrone und jagen dem Besucher einen kleinen Schauer über den Rücken – der Strich befindet sich etwa auf Augenhöhe, nur knapp darunter liegen Markierungen von verschiedenen Jahrhundert-Hochwassern.

Unser Engagement
Die NRW-Stiftung hat die Einrichtung des Deichdorfmuseums Wesel-Bislich gefördert. Thema ist das Leben am Rhein, der Deichbau und die Fauna des Rheins.


Standort

Deichdorfmuseum
Dorfstraße 24
46487 Wesel
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