DIE OPPUMER GEISMÜHLE
HIGHTECH DES MITTELALTERS


Bei diesem Staunen ist es aber meist geblieben. Weil die Mühle, die ihren Betrieb erst am Ende des Zweiten Weltkriegs einstellte und 1959 in den Besitz der Stadt Krefeld kam, lange nur ein stummes Monument der Vergangenheit war. Geschichte aber, die erzählen soll, muss zum Leben erweckt werden. Das wiederum ist viel Arbeit. Die aktiven Mitglieder des Mühlenbauvereins Geismühle haben in den vergangenen drei Jahren erfahren, wie schweißtreibend es sein kann, wenn einer alten Mühle wieder das Mahlen gelehrt werden soll.
Ein Friseur mit Maurerkelle
Weit über 3.000 Arbeitsstunden haben sie in die Renovierung gesteckt – und in jede Stunde ihre Kompetenz: Einen Bauingenieur habe man in den eigenen Reihen und einen Maurer, zählt Vereinsvorsitzender Franz-Josef von der Hocht auf, einen Fliesenleger, Schreiner- und Malermeister und einen Friseur. Wozu um Himmelswillen braucht man hier einen Friseur? "Der ist doch unser bester Maurer", sagt von der Hocht mit einem Ton der Selbstverständlichkeit, der jedes Nachfragen verbietet. Das Ergebnis gibt den Mühlenbauern ohnehin Recht. Denn sie haben aus der Mühle kein Museum gemacht, sondern ihr die Atmosphäre einer wenig komfortablen Arbeitsstätte bewahrt. Halbdunkel ist es hier, steil sind die Treppen, und überall lauern Eichenbalken in Kopfhöhe, die dem unaufmerksamen Mühlenbesucher einen nachhaltigen Eindruck bescheren können.
Die Arbeit an der alten Mühle hat Zeit gekostet, reichlich Kraft und Liebe und ordentlich Geld: Rund 320.000 Euro waren nötig, bis sich die 25 Meter langen Flügel wieder drehten. Nagelneue sind das, mit Lasertechnik geschnittene Stahlhohlträger. Hightech trifft Mittelalter – wohl besser gesagt: das Hightech des Mittelalters.
Was im 21. Jahrhundert jetzt wieder in Schwung kommt, funktionierte bereits vor 500 Jahren. Ein altes Wunderwerk der Technik ist es, das immer noch sprachlos macht: das riesige Kammrad mit seinen hohen hölzernen Zähnen, die sogenannte Königswelle, ein mächtiger Eichenstamm, dessen Drehung die beiden Mahlwerke arbeiten lässt, oder die mit 4.000 Eichenholzschindeln komplett restaurierte Mühlenhaube, die auf ein Rollenlager gebettet ist und praktisch per Fernbedienung nach dem Wind gedreht wird. Das geschieht von außen mittels des "Krühwerks" – und mit viel Fingerspitzengefühl. Das ist nötig, um ein solches Werk in Gang zu setzen und es mit den wuchtigen Backenbremsen auch wieder zu stoppen. Behutsam, versteht sich. Allzu große Reibungshitze hat so manche Mühle schon in Flammen aufgehen lassen. Zehn Mitglieder des Oppumer Mühlenbauvereins sind darum noch einmal in die Lehre gegangen: an drei verschiedenen Mühlen, unter anderem auch in den Nieder landen.
Geschichten aus der Bannmühle



Kyrill und seine Folgen


Stand der Angaben: 2007
Kommentare
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17.04.2012, Ursula Dalstein-Hähn
Wohne in Duisburg-Mündelheim und habe durch Zufall von der Geschichte der Geismühle erfahren, obwohl ich an der A57 immer vorbei gefahren bin. Leider wird in der Duisburger Presse sehr wenig darüber berichtet. (Auch nicht über Burg Linn mit den Konzerten u.ä.) Ich bin nun sehr interessiert und werde in Kürze nach meinem Aufenthalt in Bad Reichenhall mit meinen Patenkindern versuchen, an einer Führung teilzunehmen. Das Engagement der unermüdlichen Helfer sollte man doch sehr unterstützen, damit d [...] mehr
Wohne in Duisburg-Mündelheim und habe durch Zufall von der Geschichte der Geismühle erfahren, obwohl ich an der A57 immer vorbei gefahren bin. Leider wird in der Duisburger Presse sehr wenig darüber berichtet. (Auch nicht über Burg Linn mit den Konzerten u.ä.) Ich bin nun sehr interessiert und werde in Kürze nach meinem Aufenthalt in Bad Reichenhall mit meinen Patenkindern versuchen, an einer Führung teilzunehmen. Das Engagement der unermüdlichen Helfer sollte man doch sehr unterstützen, damit d [...] mehr

